Pressemitteilung des LSV: Der Vereinssport steht am Scheideweg

Der Landessportverband Schleswig Holstein (LSV), die Dachorganisation von über 2.500 Vereinen mit einer Millionen Aktiven sowie von über 50 Fachverbänden und 15 Kreissportverbänden, sorgt sich zunehmend um den Vereinssport.

„Nach zwei langen Jahren Corona-Pandemie mit immer wieder neuen Herausforderungen sind unsere Sportvereine mürbe geworden. Der organisierte Sport braucht eine Perspektive, damit die Zuversicht bei den Vereinsverantwortlichen und bei einer Million sportbegeisterten Menschen, die in unseren Sportvereinen bewegt werden, zurückkehrt. Wenn der Staat den Sport als wesentliche Stütze der Gesellschaft weiterhin voll funktionsfähig halten will, sind weitere Lockerungen auch im organisierten Sport nötig. Deshalb fordert der Landessportverband von der Landesregierung den Mut zu weiteren Öffnungsschritten“, so der beim Landessportverband für die Vereins- und Verbandsentwicklung sowie den Breitensport zuständige Geschäftsführer Thomas Niggemann.

„Wir stellen vermehrt fest, dass in manchen Vereinen Sport- und Bewegungsangebote wegbrechen, da die meist ehrenamtlich tätigen Übungsleiterinnen und Übungsleiter den durch die geltenden Verordnungen vorgegebenen zusätzlichen Aufwand nicht mehr auf sich nehmen können und in der Konsequenz die Lust an ihrem Ehrenamt verlieren und sich zurückziehen. Wir sehen auch immer häufiger, dass Mitglieder die Kontrollen an der Eingangstür zur Sporthalle scheuen, weil auch ihnen der Aufwand vor der Übungsstunde einfach zu hoch ist“, so Niggemann weiter.

Der Rückgang des ehrenamtlichen Engagements in den Vereinen und Verbänden betreffe aber nicht nur den Sportbetrieb, sondern auch die Besetzung von Ämtern in der Vereins- und Verbandsführung. Es sei zurzeit nahezu unmöglich, neue Engagierte anzusprechen und für den organisierten Sport zu gewinnen. Dies sei eines der größten Corona-bedingten Probleme des Sports.

Gründe, warum der Vereinssport gerade in der Pandemie-Zeit unverzichtbar und von unschätzbarem Wert ist, gibt es aus Sicht der Dachorganisation des organisierten Sports in Schleswig-Holstein reichlich:

Sportvereine sind Gesundheitsorte
Im Sportverein wird Gesundheit mittrainiert. Die Sportvereine in Schleswig-Holstein leisten mit ihren Maßnahmen und Programmen im Themenfeld Sport und Gesundheit einen bedeutenden Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung. Die entsprechenden Angebote wurden in den letzten Jahren stark ausgebaut. So bieten die Vereine vielfältige, qualitativ hochwertige Bewegungsprogramme für alle Altersgruppen sowohl im Bereich der Prävention als auch der Rehabilitation. Seit Beginn der Pandemie sind zahlreiche Gesundheitssport-Angebote ausgefallen. Die Spätfolgen davon sind heute noch nicht abzusehen.

Sportvereine sind Sozialstationen
Die Sportvereine in Schleswig-Holstein bieten seit jeher gerade den Menschen, die sonst häufig eher am Rand des sportlichen Geschehens stehen, eine soziale Heimat. Menschen mit Migrationshintergrund, Geflüchtete oder auch Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten werden durch gezielte Programme und Projekte in den Vereinsalltag integriert. Über 40 sogenannte Integrationslotsinnen und -lotsen leisten vor Ort in den Regionen wertvolle vernetzte Arbeit, stellen Kontakte her und unterstützen die Sportvereine. Die Arbeit der Vereine geht dabei weit über Bewegungsförderung hinaus. Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfe, Bewerbungstraining und Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz gehören mittlerweile neben den eigentlichen Sportangeboten mit zur Integrationsarbeit der Vereine. Besonders für die vielen Seniorinnen und Senioren in unserer Gesellschaft hat der Sportverein als Begegnungsort eine herausragende Bedeutung. Das Erleben gemeinschaftlichen Sporttreibens und der regelmäßige persönliche soziale Austausch lassen sich trotz vieler neuer, kreativer Online-Angebote einfach nicht eins-zu-eins ersetzen.

Sportvereine sind Ankerplätze für Kinder und Jugendliche
Seit Beginn der Pandemie haben Kinder viel zu wenig Bewegung bekommen. Teilweise waren KiTas und Schulen geschlossen, vereinsgebundener Sport war nicht möglich, und auch die vielen Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen zum Beispiel im offenen Ganztag waren – wie auch gegenwärtig – nicht möglich. Spiel, Sport und Bewegung im Verein sind für Kinder und Jugendliche weit mehr als nur Gesundheitsprävention und Bewegungsförderung. Sie sind ein nicht zu ersetzendes Lernfeld für soziale Kompetenzen wie z.B. das Akzeptieren und Einhalten von Regeln, für Rücksichtnahme und Toleranz, Teamgeist und Fairplay und nicht zuletzt für gelebte Integration und Inklusion. Aktuelle Studien belegen, dass Kinder und Jugendliche seit Beginn der Pandemie deutlich weniger Sport treiben, der Bildschirmkonsum dagegen erheblich zugenommen hat.

Sportvereine sind Lernorte
Die Sportvereine in Schleswig-Holstein sind Lernorte im besten Sinne des Wortes. Wer Sport treibt, lernt quasi „am eigenen Leib“ – nicht nur in motorischer, sondern auch in sozialer und kognitiver Hinsicht. Sport in der Gemeinschaft ist in besonderer Weise geeignet, einen Beitrag zur Förderung der sozialen Kompetenzen und zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung zu leisten. Die Wirkung des Sports auf die Bildung ist unbestritten. Studien belegen, dass Sport und Bewegung sich positiv auf die schulischen Leistungen auswirken. In einem immer stärker auf Ganztagsbetreuung ausgerichteten Schulsystem muss daher zukünftig der organisierte Sport eine herausgehobene Rolle spielen. Pandemiebedingt ruhen zurzeit alle Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen, was zur Folge hat, dass gerade Kinder nicht von den für sie so wichtigen vielfältigen Angeboten profitieren können.

Über allem steht die Gesunderhaltung der Menschen – Sport ist Teil der Lösung
Für den LSV steht es außer Frage, dass die Gesunderhaltung aller Bürgerinnen und Bürger auch für den organsierten Sport im Land höchste Priorität hat. „Unsere Sportvereine und -verbände werden auch weiterhin verantwortungsvoll handeln und im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Vorgaben der gültigen Landesverordnung auf bestmögliche Art und Weise umsetzen. Der vereinsgebundene Sport hat seit Beginn der Pandemie immer wieder erfolgreich unter Beweis gestellt, dass er Teil der Lösung und nicht Teil des Problems ist. Unsere Vereine benötigen daher – gerade jetzt – jede mögliche Förderung und Unterstützung“, so LSV-Geschäftsführer Thomas Niggemann abschließend.


Verantwortlich für diese Pressemitteilung:
Stefan Arlt
Pressesprecher
Landessportverband Schleswig-Holstein e.V.
Tel.: 0431-6486-163
E-Mail: stefan.arlt@lsv-sh.de
www.lsv-sh.de